Der SchuldnerAtlas 2009 des Verbandes Creditreform wurde vorgestellt. Die Entwicklung ist positiv: Trotz Wirtschaftskrise sank die Überschuldung in Deutschland zum zweiten Mal in Folge. Sollten die Arbeitslosenzahlen in den kommenden Monaten steigen, droht allerdings die negative Wende: Jobverlust ist der häufigste Grund für Überschuldung. Fällt das Einkommen aus, können Ratenkredite oft nicht mehr bedient werden.
Private Schulden in Deutschland sind ungleich verteilt. Es gibt ein deutliches Nord-Süd-Gefälle: Während In Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen wenige Menschen überschuldet sind, trifft es im Norden deutlich mehr Bürger. Stadtbewohner sind eher verschuldet als Landbewohner, Männer fast doppelt so häufig wie Frauen. Allerdings sind auch viele allein erziehende Mütter von Armut bedroht.
Während der Schuldenstand bei den 30- bis 70-Jährigen sinkt, geraten immer mehr junge Menschen in die Schuldenfalle. Bei Rentnern wächst ebenfalls das Risiko, ihre Ausgaben nicht mehr decken zu können.
Übrigens, ein Gefälle ist verschwunden. Ob „alte“ oder „neue“ Bundesländer: Zwanzig Jahre nach dem Mauerfall gibt es keinen Unterschied bei Zahlungsschwierigkeiten mehr. Sie betreffen beide Regionen auf demselben Niveau.
Mit rund 6,2 Millionen überschuldeten Bürgern, dass sind ungefähr 9 % der Volljährigen, steht Deutschland im Vergleich mit den angelsächsischen Ländern noch gut da. In Großbritannien wachsen finanzielle Verbindlichkeiten über 11 % Prozent der Leute über den Kopf. In den USA sind mehr als 16 % betroffen.
Berichte wie der Schuldenatlas sind interessant. Sie helfen zum Beispiel Politikern zu erkennen, wo Handlungsbedarf besteht. Leider haben sie auch eine Schattenseite: Manche Banken verwenden (unrechtmäßig) Statistiken dieser Art, um die Zuverlässigkeit ihrer Kunden abzuschätzen. Hierbei handelt es sich um einen Faktor beim sogenannte Kredit-Scoring. Wenn Sie aus einer Gegend mit hoher Überschuldung kommen, erhalten sie womöglich allein deshalb schlechtere Konditionen als jemand, der einen anderen Wohnsitz hat. Das führt zu einer Ungleichbehandlung der Bürger und in einen Teufelskreis für arme Regionen.